Der G20-Gipfel in Hamburg bedeutet auch eine besondere Herausforderung für ein Heer von Dolmetschern aus den vielen, verschiedenen Sprachen. Karin Walker, stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Konferenzdolmetscher, gibt Einblick in ihre Trickkiste.
„Je kryptischer sich ein Redner ausdrückt, umso schwieriger ist es auch, für den Dolmetscher nachzuspüren, was war eigentlich gemeint“, sagte Karin Walker, stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Konferenzdolmetscher, im Deutschlandfunk Kultur. Ihr Berufsstand stehe jedes Mal vor der Herausforderung, die Bedeutung dieser Worte zu erfassen und nicht nur die Worte in einer anderen Sprache wiederzugeben. „Wir hören ganz viel zwischen den Zeilen, man muss die Ohren spitzen, Zwischentöne herausfiltern.“ Dafür müsse der Dolmetscher die Emotionen, die Stimmlage und die Sprachmelodie erfassen. Wenn es einen guten Sichtkontakt gebe, spielten auch Mimik und Gestik durchaus eine Rolle. Die Übersetzung von Witzen oder Zitaten deutscher Dichter gehören laut Walker zu den Alpträumen mancher Dolmetscher.
Trump übersetzen
Wenn jemand bekannt sei als jemand, der sich nicht gerne klar ausdrücke, dann sei die Übersetzung deutlich schwerer. Als Beispiel nannte Walker den US-Präsidenten Donald Trump, der über die Deutschen sagte, sie seien „bad“. Das sei in den Medien überall als „böse“ übersetzt worden und anschließend habe es eine Debatte über die korrekte Übersetzung gegeben. „Aber in dem Moment muss man sich ja für irgendein Adjektiv entscheiden“, sagte Walker. Sie hätte sich vermutlich genauso entschieden. Der Dolmetscher habe mit seiner ersten Assoziation alles richtig gemacht.
Standardsprüche als Notlösung
Wenn etwas überhaupt nicht verstanden wird, weicht der erfahrene Dolmetscher in Verallgemeinerungen aus, verrät Walker. „Es wird einem auch in der Ausbildung beigebracht dieser Instinkt, zu sagen, ich gehe jetzt nicht aufs Glatteis, das ist mir zu heikel.“ Manchmal helfe auch der Blick zum Kollegen. „Wenn der Kollege genauso ratlos guckt, dann weiß man, es liegt nicht an mir. Da ist jetzt wirklich eine Verarbeitungslücke.“ Da entscheide man sich lieber für etwas unverbindliches, aus dem einem niemand einen Strick drehen könne. „Das ist eine absolute Notlösung, sollte nicht zu oft passieren, aber manchmal muss man sich dieser Notstrategien bedienen.“ Nichts zu sagen, sei auch keine Lösung. „Diese berühmte heiße Luft, die man von Politikern oft hört, viel gesprochen und nichts gesagt, da haben wir so ein paar Standardsprüche, die kann man dann schon bringen“, sagte Walker. So lasse sich eine Lücke auch mal elegant überbrücken.
Das gesamte Interview im Wortlaut:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/dolmetschen-beim-g20-gipfel-ohren-spitzen-und-zwischentoene.1008.de.html?dram:article_id=390445
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